Über Wichtigkeit und Bedeutung der
Herz-Mariä-Sühnesamstage

Interview mit Pfarrer Jörg Fleischer, dem geistlichen Leiter des Fatima-Weltapostolates der Diözese Passau, auf Radio Horeb am 31. März 2025: 

Pfarrer Fleischer, die Herz-Mariä-Sühne-Samstage und das damit verbundene Versprechen der Gottesmutter auf das ewige Heil - ist das von der Kirche anerkannt oder ist das nur eine Privatfrömmigkeit?

Die Erscheinungen der Gottesmutter Maria in Fatima 1917, die Engelserscheinungen 1916 und auch der Herz-Mariä-Zyklus, der sich in den Jahren 1925, 1926 und 1929 ereignet hat, sind von der Kirche anerkannt, nämlich vom Bischof von Fatima. Die Erscheinungen von Fatima wurden 1930 von ihm mit einem Hirtenbrief anerkannt und von ihm beglaubigt und dann später im Jahr 1939 auch diese Offenbarungen an Schwester Lucia bezüglich des Herz-Mariä-Sühne-samstags.

Erscheinung des Engels des Friedens im Sommer 1916

Die Erscheinungen sind anerkannt, aber es handelt sich um Privatoffenbarungen. Privatoffenbarungen nennt die Kirche alles, was nach der Heiligen Schrift offenbart worden ist. Wir unterscheiden die allgemeine Offenbarung, eben die Offenbarung in der Heiligen Schrift, und die Tradition der Kirche. Alles andere fällt unter den Begriff Privatoffenbarung.

Die Kirche gibt uns hier die Sicherheit, dass diese Privatoffenbarungen dem Glauben der Kirche entsprechen, der Tradition entsprechen und der Heiligen Schrift entsprechen. Sie können von den Gläubigen geglaubt werden, aber - und das ist der feine Unterschied zur allgemeinen Offenbarung - sie müssen nicht geglaubt werden.

Im Jahr 1929 hatte Sr. Lucia eine Vision der Heiligen Dreifaltigkeit im Kloster in Tuy/Spanien

Als Offenbarungen von Fatima gelten also die Engelserscheinungen von 1916, die großen Marienerscheinungen von 1917 und dann dieser Herz-Mariä-Zyklus, der damit im Zusammenhang steht. All das ist von der Kirche beglaubigt und anerkannt.

Was muss man wann, wie oft tun, um diese Andacht zu erfüllen?

Dazu lesen wir kurz den Text, den Schwester Lucia uns überliefert hat, nämlich die Worte des Jesuskindes und der Mutter Gottes vom 10. Dezember 1925. Die Gottesmutter erschien Schwester Lucia, die damals Novizin bei den Dorotheenschwestern in Pontevedra/Spanien war, in ihrer Klosterzelle. Sie zeigte Schwester Lucia ein Herz, das mit Dornen umgeben ist. Das ist neu in Fatima, das Herz mit Dornen umgeben, nicht mit Blumen. An der Seite der Mutter Gottes das Jesuskind, das folgende Worte zu Sr. Lucia spricht:

„Habe Mitleid mit dem Herzen deiner heiligsten Mutter umgeben von Dornen, mit denen die undankbaren Menschen es ständig durchbohren, ohne dass jemand einen Sühneakt machen würde, um sie herauszuziehen.“ Und darauf die Worte der Gottesmutter: „Meine Tochter, schau mein Herz umgeben von Dornen, mit denen die undankbaren Menschen durch ihre Lästerungen und Undankbarkeiten es ständig durchbohren. Suche wenigstens du mich zu trösten und teile mit, dass ich verspreche all jenen in der Todesstunde mit allen Gnaden, die für das Heil dieser Seelen notwendig sind, beizustehen,

  • die fünf Monate lang jeweils am ersten Samstag beichten,
  • die heilige Kommunion empfangen,
  • einen Rosenkranz beten und
  • mir während 15 Minuten durch Betrachtung der 15 Rosenkranzgeheimnisse Gesellschaft leisten, in der Absicht mir dadurch Sühne zu leisten.“

Ganz konkret ist der erste Samstag des Monats gemeint, und das ist nicht immer der Samstag, der dem Herz-Jesus-Freitag folgt. Der erste Samstag des Monats, das ist oft auch der Monatserste.

Jedenfalls am ersten Samstag des Monats sollen wir die oben genannten Bedingungen erfüllen, nämlich zur heiligen Beichte gehen, was auch in der Woche vorher oder nachher geschehen kann.

Wenn man nicht die Möglichkeit hat an diesem ersten Samstag die heilige Kommunion zu empfangen, dann kann dies auch am Sonntag geschehen.. Denn nicht überall gibt es am Samstag eine heilige Messe.

Den Rosenkranz beten, das können wir am ersten Samstag auf jeden Fall und die 15 Minuten Betrachtung halten über die 15 Rosenkranzgeheimnisse ebenso. Das ist ein Punkt, der den Menschen immer sehr schwerfällt, weil nicht alle Zugang haben zu dieser betrachtenden Art des Gebets, aber wir sollen einfach 15 Minuten fromm über die Geheimnisse des Rosenkranzes nachdenken.

Wichtig ist, dass wir all diese Bedingungen erfüllen in der Absicht, dem Unbefleckten Herzen Mariens Sühne zu leisten, d.h. Wiedergutmachung zu leisten. Diese Sühne, dieser Gedanke, ich möchte hier die Gottesmutter trösten, ich möchte den lieben Gott trösten, soll einfach diese ganze Andachtsform durchziehen.

Das ist der Grund, auf dem die einzelnen Bedingungen aufbauen.

Können Sie uns erklären, warum ausgerechnet Maria eine eigene Sühne-Andacht bekommt, wo sie ja eigentlich nur ein Geschöpf ist?

Ja, das ist neu in diesen Offenbarungen in Fatima, dass sich die Sühne jetzt nicht mehr nur auf den Dreifaltigen Gott allein bezieht, sondern eben auf das Herz der Gottesmutter Maria. Maria wünscht, dass ihrem Unbefleckten Herzen Sühne geleistet wird. Tatsächlich ist es aber zuerst das Jesuskind, das in der Offenbarung von Pontevedra um Mitleid mit dem Herzen seiner heiligsten Mutter bittet. D.h. Jesus selber will, dass dem Unbefleckten Herzen Mariens Sühne geleistet wird.

Dazu müssen wir natürlich das Herz Mariä richtig verstehen. Das Herz Mariä ist der Ort der Liebe Gottes zu uns Menschen und zugleich das Herz, das Gott am meisten geliebt hat, von uns Geschöpfen her, von uns Menschen her gesehen. Also in diesem Herzen der Gottesmutter Maria begegnen wir Gott, dem Dreifaltigen Gott, der Maria so wunderbar gestaltet hat. Maria, ihr Unbeflecktes Herz, ist das große Geschenk Gottes an uns Menschen. Maria ist ein Geschenk an uns Menschen und natürlich ein Vorbild im Glauben. Gleichzeitig ist ihr Unbeflecktes Herz der Ort, wo wir Menschen lernen, Gott zu lieben. Denn Maria ist uns hier ein Vorbild. Jesus sagt uns im Evangelium, dass jene selig sind, die das Wort Gottes hören und es befolgen. Das Herz Mariä ist nicht nur besonders, weil es das Herz der Mutter Gottes ist, sondern es ist gleichzeitig das Herz derer, die die erste Jüngerin, die erste Schülerin des Herrn war, die Gott am meisten geliebt hat von uns Menschen. Und deswegen, wenn wir dem Unbefleckten Herzen Mariä Sühne leisten, dann gilt diese Wiedergutmachung im Letzten eben Gott, der Maria so wunderbar gestaltet hat.

Ich gebrauche gern dieses Wort „Wiedergutmachung“ – denn das bedeutet ja „Sühne“ im Deutschen - oder wir könnten auch „Trost“ sagen oder auch „Liebe-Entgegenbringen“, um etwas anderes wieder gut zu machen. Wenn wir darauf schauen, warum wir dem Unbefleckten Herzen Mariä Sühne leisten sollen, dann merken wir, dass diese Sühne nicht bei Maria stehen bleibt, sondern dass Maria hier mehr die Mittlerin ist, die diese Sühne weiter gibt an den Dreifaltigen Gott.

Pfarrer Fleischer und warum ausgerechnet fünf Herz-Maria-Sühne-Samstage? Warum nicht sieben? Warum nicht zwölf?

Wir kennen ja z.B. schon die neun Herz-Jesu-Freitage von der hl. Margareta Maria Alacoque. Die waren in der damaligen Zeit in der Kirche sehr verbreitet, verbreiteter als heute.

Herz-Jesu-Vision der hl. Margareta Maria Alacoque

Deswegen wollte auch Sr. Lucias Beichtvater von Lucia wissen, warum es fünf erste Samstage sein sollen. Und darum fragt sie Jesus selbst beim Gebet vor dem Tabernakel, im Dialog mit ihm, um die Antwort zu bekommen.

Und da heißt es dann: Meine Tochter der Grund ist einfach, es geht um fünf Arten von Beleidigungen und Lästerungen, die gegen das Unbefleckte Herz Mariä begangen werden. Erstens, die Lästerungen gegen die Unbefleckte Empfängnis. Zweitens, gegen ihre Jungfräulichkeit, drittens, gegen ihre Gottesmutterschaft zugleich mit der Ablehnung, sie als Mutter der Menschen anzuerkennen. Viertens, jene, die öffentlich versuchen, den Kinderherzen die Gleichgültigkeit, die Verachtung und sogar den Hass gegen diese Unbefleckte Mutter einzuflößen und fünftens, jene, die Maria direkt in ihren heiligen Bildern verunehren.

Also die fünf Herz-Mariä-Sühnesamstage sollen fünf ganz spezielle Lästerungen oder Beleidigungen oder Schmähungen, wie wir auch sagen können, gegenüber der Gottesmutter sühnen, also wiedergutmachen.

Und hier sehen wir, dass sich die ersten drei Beleidigungen auf drei wichtige Marianische Dogmen beziehen: Erstens das Dogma der Unbefleckten Empfängnis, das besagt, dass Gott Maria schon im Voraus erlöst hat. Zweitens das Dogma der Jungfräulichkeit Mariens, das besagt, dass Maria Jungfrau ist, und zwar vor, während und nach der Geburt. Und drittens das Dogma ihrer Gottesmutterschaft, das ja im Zusammenhang steht mit der Gottessohnschaft Jesu. Maria ist wahre Gottesmutter, weil Jesus wahrer Gottessohn ist, wahrer Gott und wahrer Mensch. Mariologie und Christologie sind immer eng miteinander verbunden, und wenn die Mariologie nicht stimmt, dann stimmt meistens auch die Christologie nicht.

Also wir sehen genau hier in diesen fünf Punkten, dass es nicht darum geht, die Gottesmutter irgendwie zu ehren und Wiedergutmachung zu leisten, rein um ihrer Person willen, sondern die Wiedergutmachung zielt darauf ab, dem Dreifaltigen Gott Sühne zu leisten, durch Maria, durch ihr Unbeflecktes Herz, weil Gott eben in Maria dieses Heil schon vorbereitet hat und uns vor Augen stellt.

Das hängt ganz eng zusammen. Daher fünf Herz-Mariä-Sühnesamstage für diese fünf Beleidigungen. Für jede Beleidigung ein Samstag zur Wiedergutmachung.