Einweihung einer Replik der Erscheinungskapelle von Fatima in Tschechien
Die Fatima-Familie von Koclířov zeigt, wie es geht
Vom 31. August – 3. September 2023 fand in Koclířov (Ketzelsdorf)/Tschechien ein Symposium statt mit dem Titel „Fatima - Unsere Hoffnung“, organisiert vom Fatima-Weltapostolat der tschechischen Republik. Koclirov ist ein Dorf, etwa 150 km südöstlich von Prag gelegen, bzw. 75 km nördlich von Brünn.
Im Rahmen dieses Symposiums wurde am Herz-Mariä-Sühnesamstag (2. September 2023) eine Replik der Erscheinungskapelle von Fatima, eine sogenannten Capelinha (kleine Kapelle), eingeweiht.
Weltweit Nachbauten der Erscheinungskapelle von Fatima
Weltweit gibt es erst 4 Exemplare dieser originalgetreuen Nachbauten der Capelinha von Fatima. Diese Repliken befinden sich in Brasilien, in den Vereinigten Staaten, in Puerto Rico und in den Philippinen. Im Bau sind Repliken in Panama und Samoa. Jede Region des Fatima-Weltapostolats soll eine Replik der Kapelle erhalten, um die Marienverehrung zu entfalten. Die Capelinha in Koclířov ist besonders für Pilger aus der Region Mittel- und Osteuropa gedacht. Das Konzept, weltweit Repliken der Gnadenkapelle von Fatima zu bauen, stammt von der Ordensfrau Dominga Guzman Florit (1897-2003), der Gründerin der „Kongregation der Dominikanerinnen von Fatima“, für die derzeit ein Seligsprechungsprozess läuft.
Teilnehmer an der Weihe und „special guest“
Die Weihe der Capelinha in Koclirov war ein außergewöhnliches Ereignis, an dem zahlreiche Bischöfe und Priester teilnahmen, allen voran der Hauptzelebrant des Tages, der emeritierte Prager Kardinal Dominik Duka, Bischof Jan Vokal aus Königgrätz und der Nuntius in Tschechien, Erzbischof Jude Thaddeus Okolo aus Nigeria. Auch Vertreter des Fatima-Weltapostolates aus Österreich, Deutschland, der Ukraine, sowie Prof. Americo Lopez-Ortis, der langjährige Präsident des Fatima-Weltapostolates aus Puerto Rico, Nuno Prazeres vom Sekretariat aus Fatima und der Rektor des Heiligtums von Fatima, Carlos Cabecinhas, waren zur Feier gekommen.
Am Vorabend der Weihe konnten wir einen „besonderen Gast“ begrüßen, nämlich die Pilgermadonna, die im Jahr 1967 von Papst Paul VI. in Fatima für die Tschechoslowakei geweiht worden war. Diese Pilgermadonna war ein Geschenk der Blauen Armee Mariens (USA/ Vorgänger des Fatima-Weltapostolates) an die Tschechoslowakische Kirche gewesen und hat den Fall des Eisernen Vorhangs eingeleitet.
Der Weihetag – ein Herz-Mariä-Sühnesamstag
Am Weihetag selber strömten die Gläubigen schon früh herbei und suchten sich ein schattiges Plätzchen unter den Apfelbäumen, bei der Statue des hl. Johannes Paul II. oder nahe der neuen Capelinha.
Gegen 10.00 Uhr zogen Bischöfe, Priester, Diakone, Ministranten, Fahnenabordnungen und Vertreter der Trachtenvereine in einer langen Prozession hinauf zur Capelinha, die an einem Hang erbaut worden ist.
Predigt des Nuntius für Tschechien
In seiner Predigt stellte Nuntius Jude Thaddeus Okolo fest, dass er sich hier ganz zu Hause fühle, denn schon seit seiner Geburt ist er eng mit Fatima verbunden. Seine Pfarrei in Nigeria ist nämlich Unserer Lieben Frau von Fatima geweiht, dort wurde er getauft, dort hat er seine Erstkommunion gefeiert. Durch die Botschaft von Fatima hat er seine Berufung zum Priestertum gefunden. Als jungen Seminaristen, im Alter von 14 und 15 Jahren, bestand ihre Aufgabe darin, jeden Sonntagabend um 16 Uhr kleinen Kindern und Erwachsenen von der Botschaft von Fatima zu predigen.
Koclířov – ein anderes Fatima
Was die Menschen an diesem Tag nach Koclířov führt, das ist – so der Nuntius – etwas ganz Spezielles: es ist „die Botschaft Unserer Lieben Frau von Fatima, ihre Einladung, die sie an die gesamte Menschheit richtete, ihre Einladung zu beten und Opfer zu bringen. Sie möchte, dass wir uns alle ernsthafter darum bemühen, keine Sünde mehr zu begehen, denn die Sünde beleidigt ihren Sohn, Jesus. Deshalb sind wir gekommen, in aller Einfachheit und Demut.“ Der Nuntius fügte hinzu: „Es ist wirklich bewundernswert, die Einfachheit dieses Ortes und dieser Umgebung hier in Koclířov zu sehen. Es ist eine anderes Fatima.“
Maria – der Stolz unseres Volkes
Bei seiner Predigt ging er zunächst darauf ein, dass Maria seit jeher als Stolz „unseres Volkes“ verehrt worden ist. „Die katholische Kirche glaubt und lehrt, dass Maria selbst unbefleckt empfangen wurde – das heißt ohne den Makel der Erbsünde. In ihrem ganzen Wesen wurde Maria vor allem bewahrt, was mit Sündhaftigkeit verbunden ist…Unbefleckt empfangen, ist sie von Gott auf einzigartige Weise gesegnet und daher fähig, die Leuchte für eine Welt zu sein, die nach Wahrheit und Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit strebt.“
Siehe, deine Mutter
„Als Jesus sterbend am Kreuz hing“, so der Nuntius, „sah er seine Mutter unter dem Kreuz stehen, und nicht weit entfernt davon seinen Jünger Johannes. Indem er seiner Mutter den Jünger übergab und seinem Jünger seine Mutter anvertraute, stellte er eine neue Beziehung her zwischen seiner geliebten Mutter und seinem geliebten Schüler. Seine Sorge galt weder sich selbst noch seinen Schmerzen. Er war vielmehr besorgt um diejenigen, die er liebte…“ Der sterbende Jesus gab mit Johannes auch uns in Mariens Obhut und versicherte uns, dass wir nicht in die Irre gehen, wenn wir ihren Weg gehen und ihren weisen Rat beherzigen. Ihre Mutterschaft umfasst das ganze Volk Gottes, und sie ist unser vollkommenes Vorbild.
„Wir wissen, dass die Jungfrau Maria die Mutter Jesus Christi ist und folglich die Mutter Gottes. Aber sie ist auch die Mutter der Kirche, die der Leib Christi ist. Deswegen ist die Mission von Maria absolut untrennbar von der Mission der Kirche. Für uns Katholiken ist es klar, dass die Rolle Marias als Mutter der gesamten Menschheit in keiner Weise die Bedeutung Christi als Sohn Gottes schmälert.“
Die Muttergottes von Fatima – Aufruf zur Bekehrung des Herzens
Was Fatima angeht so sagte der Nuntius: „Als die Selige Jungfrau Maria nach Fatima kam, rief sie uns zur Bekehrung des Herzens auf, zu Buße und zu größerer Hingabe an das Gebet, insbesondere durch das tägliche Beten des Rosenkranzes.
Unsere Liebe Frau kam nach Fatima, um uns vor dem Schaden zu warnen, den wir uns selbst zufügen würden als Konsequenz unserer Sünden: Es würde Kriege, Hungersnöte, Seuchen, Verfolgung der Kirche geben und viele Seelen würden in die Hölle kommen. Und der Heilige Vater würde viel zu leiden haben.
Sie forderte uns auf zu beten und Opfer zu bringen. Sr. Lucia hat einmal erklärt, dass wir nicht nach weiteren Opfern suchen müssen. Es würde ausreichen, unsere täglichen Arbeiten und Herausforderungen als Opfer anzubieten. Wenn wir die Schwierigkeiten des Alltags annehmen, könnten wir sie Gott anbieten in Vereinigung mit dem Opfer Christi.
Unsere Liebe Frau kam zu uns nach Fatima in aller Einfachheit. Lasst sie uns mit der gleichen einfachen Zuneigung und Aufrichtigkeit umarmen.
Fatima – die prophetischste Erscheinung
Fatima ist zweifellos die prophetischste der modernen Erscheinungen. Es ist eine der wichtigsten und bedeutendsten Erscheinungen der Jungfrau Maria, die den drei Hirtenkindern Jacinta, Francisco und Lucia erschienen ist.
Während der Erscheinungen forderte Maria die Kinder auf, jeden Tag den Rosenkranz zu beten, um den Frieden der Welt und das Ende des Krieges zu erlangen. Sie bat die Kinder, für die Bekehrung Russlands zu beten, Buße zu tun und die Verehrung ihres Unbefleckten Herzens zu mehren.
Die Botschaft von Fatima ruft einige zentrale Wahrheiten und Andachten des katholischen Glaubens in Erinnerung: die Heiligste Dreifaltigkeit, die Eucharistie, die Buße, den Rosenkranz und Opfer für die Bekehrung der Sünder.
Maria vertraute den Kindern auch einige Geheimnisse an und wünschte, dass der Heilige Vater die ganze Welt ihrem Unbefleckten Herzen weihen sollte, in Vereinigung mit allen Bischöfen der Welt. Schwester Lucia bestätigte persönlich, dass dieser feierliche und universelle Akt der Weihe (am 25. März 1984 durch Papst Johannes Paul II.) dem entsprach, was Unsere Liebe Frau verlangte.
Maria ins Herz aufnehmen
Abschließend forderte der Nuntius die Gläubigen auf, dass auch wir wie der Apostel Johannes unsere Heilige Mutter in unsere Häuser, in unsere Herzen aufnehmen müssen. „Wir müssen ihr zeigen, wo wir arbeiten; Wir müssen sie unseren Freunden vorstellen und wir müssen sie als unser Eigen aufnehmen. Sie wiederum wird uns umfassen und auf ihren göttlichen Sohn hinweisen. Sie wird uns raten: „Was immer er dir sagt, tu es.“ Wenn wir das tun, wird Christus in unserem Leben Wunder wirken.“
Altarweihe durch Kardinal Duka
Die Weihe des Altares der Capelinha nahm der emeritierte Kardinal Dominik Duka vor. Nachdem der Altar mit Weihwasser besprengt und mit Öl gesalbt worden war, wurde Weihrauch auf dem Altar entzündet. Zwei Frauen, die eine war die Architektin der Capelinha, breiteten das Altartuch auf dem Altar aus. Nachdem Leuchter und Blumenschmuck gebracht worden waren, konnte die Eucharistiefeier beginnen. Die Gaben wurden von drei Kindern gebracht, die die drei Hirtenkinder von Fatima darstellten, ferner von Vertretern der Trachtenvereine und der Gemeinde.
„Die Fatima-Familie von Koclirov“
Nach der hl. Messe zogen alle den Hügel hinunter zum Klostergebäude, wo an verschiedenen Ständen regionale Köstlichkeiten angeboten wurden. Nach dem Mittagessen und einer Mittagspause wurden am Nachmittag von der Präsidentin des Fatima-Weltapostolates Tschechien, Hana Frankova, verschiedene Unterstützer des Kapellenbaus vorgestellt.
Rund um die feierliche Weihe war von der „Fatima-Familie“ in Koclirov alles hervorragend organisiert. Man konnte bloß staunen. Denn Koclirov ist ja nur ein Dorf, bestehend aus einer Hauptstraße, einer Pfarrkirche, einem ehemaligen Kloster mit Klosterkirche, das dem Fatima-Weltapostolat Tschechien vor Jahren übergeben worden war, ferner einem Kulturhaus und einer Fatima-Pension mit Restaurant. Helfer aus nah und fern waren gekommen, um die Gäste zu umsorgen und zu verköstigen. Es war wirklich beeindruckend und wird allen in guter Erinnerung bleiben.
Vision: Eine Capelinha im ehemaligen Fulda-Gap
Wenn man das erlebt und auch anderen mitgeteilt hat, dann kommt der Wunsch hoch, auch im eigenen Land eine solche Capelinha zu bauen. Tatsächlich hat der ehemalige internationale Präsident des Fatima-Weltapostolates, Prof. Americo Lopez-Ortis, bei seinem Besuch im Zentrum des deutschen Fatima-Weltapostolates in Petersberg bei Fulda im Jahr 2015 einen entsprechenden Vorschlag gemacht. Er schlug vor, auf dem sogenannten „Marienküppel“ am Petersberg, auf dem sich eine Gebetsstätte des Fatima-Weltapostolates mit einer Darstellung des Christkönigs und der Fatima-Madonna befindet, eine Replik der Capelinha zu errichten. Dieser Vorschlag erschien damals illusorisch, nicht nur wegen der zu erwartenden Kosten, der fehlenden Baugenehmigung und Widerständen aller Art, sondern auch wegen der „Hanglage“. Die Hanglage scheint aber, wie wir es in Koclirov gesehen haben, kein Hindernis zu sein. Der Vorschlag des Marienküppels scheint nun vielmehr eine besonders gute Wahl zu sein: Zwischen den Gräbern der hl. Lioba und des hl. Bonifatius gelegen. Mit Blick auf das sogenannte Fulda-Gap, wo im kalten Krieg ein militärischer Angriff aus dem Osten, von Russland her, erwartet worden ist. Mit Blick auch auf die ehemalige innerdeutsche Grenze, eingedenk der vielen Wunden und Verletzungen, die sich die Menschen hier gegenseitig zugefügt haben und unter denen sie und ihre Nachkommen bis heute zu leiden haben. Ohne Heilung der Wunden der Vergangenheit, ohne wahre tiefe Vergebung, kann es keinen wahren Frieden geben. Das Gebet des Rosenkranzes in Vereinigung mit Maria soll dabei helfen. Gerade auch in den verschiedenen Repliken der Capelinha, die im Laufe der Zeit erbaut werden sollen.
In der Tat: diese Gedanken erscheinen utopisch. Aber, was uns utopisch erscheint – muss das auch für die göttliche Vorsehung utopisch erscheinen? Wohl nicht. Die göttliche Vorsehung hat das letzte Wort. Vertrauen wir dieses Friedensprojekt also getrost der göttlichen Vorsehung an. Die Königin des Friedens wird alles richten.
Hier der Link für die Aufzeichnung der Weihe:
https://www.tvnoe.cz/porad/38022-mse-svata-s-inauguraci-capelinhy-koclirov/viz-347419
Das kleine Dorf Koclířov (ehemals Ketzelsdorf) ist die Heimat des Fatima-Apostolats von Tschechien. Es liegt etwa 180 km östlich von Prag.
Koclířov ist ein kleines Straßendorf mit nur wenigen Einwohnern. Etwa in der Mitte liegt ein ehmaliges Kloster, in dem das Fatima-Weltapostolat von Tschechien seinen Sitz hat. Etwa 40 m neben der Klosterkirche wurde in den letzen Jahren die Fatima-Kapelle an einem Hang errichtet.
Es war eine große Freude an der Einweihung der Erscheinungskapelle teilzunehmen.